In der Diskussion um Fixerstuben, kontrollierte Heroin-Abgabe und Drogen-Ersatz droht nach Ansicht von Sucht-Experten das eigentliche Ziel in Vergessenheit zu geraten: „Am Ende der Drogenhilfe muss ein Leben ohne Drogen stehen“, betonte der Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS) in Hamm, Rolf Hüllinghorst, in einem dpa-Gespräch anlässlich des Weltdrogentags am 26. Juni.
Durch die Diskussion um Legalisierung und Freigabe bekommen junge Menschen das Gefühl, dass Drogen so schlimm gar nicht sein können, sagte Hüllinghorst.
In Umfragen zeige sich eine bedenkliche Tendenz: Während 1986 noch 79 Prozent der befragten Jugendlichen auf keinen Fall Drogen probieren wollten, seien es im vergangenen Jahr nur noch 73 Prozent gewesen.
Die Gründe für den Drogenkonsum haben sich nach den Worten des Sucht-Experten deutlich gewandelt. „Vor 30 Jahren wollten Gymnasiasten mit Drogen ihr Bewusstsein erweitern. Heute sind es die armen Schweine, die Drogen nehmen“, sagte Hüllinghorst. „Es muss in die Lebensbedingungen junger Menschen investiert werden, damit sie es immer weniger nötig haben, ihr Leben mit Hilfe von Suchtmitteln zu gestalten.“ Beunruhigend sei die Entwicklung des Drogen-Markts im Osten Deutschlands, der den Westen inzwischen weitgehend eingeholt habe. Während 1993 einer Umfrage zufolge 17 Prozent der befragten ostdeutschen Jugendlichen schon illegale Drogen angeboten bekommen hätten, seien es im vergangenen Jahr bereits 43 Prozent gewesen.
Aktualisierung 2012
Die Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) „Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2011“ zeigt zwar, dass der Konsum von Cannabis, Tabak und Alkohol bei den jüngeren Menschen zwischen 12 und 17 Jahren zurückgegangen ist, nicht aber bei Menschen zwischen achtzehn und 25 Jahren. Hier zeigt sich ein weiterhin unveränderter Bedarf an Aufklärung, Prävention, Suchtbetreuung und Suchtbehandlung. Als wichtigster Aspekt ist dabei sicherlich zu sehen, das Bewusstsein der Drogenproblematik noch stärker in der Bevölkerung zu verankern. Hier helfen auch ungewöhnliche Maßnahmen wie finanzielle Unterstützung für Drogenberatungs- und Entzugsprojekte neben der staatlichen Unterstützung auch zusätzlich privat zu organisieren und dazu innovative Plattformen zu nutzen. Beispiele seien hier, die IDH integrative Drogenhilfe, die Einkaufsprämien sammelt wie auch der Bund für drogenfreie Erziehung, der normale Spenden sammelt. Neben dem finanziellen Ziel wird automatisch der Aspekt, Wahrnehmung und Akzeptanz des gesellschaftlich weiterhin unpopulären Themas Beratung und Hilfe von Suchtkranken zu verbessern, gefördert.